Kompetenzübersicht
Im Studium und bei der Berufswahl ist es wichtig, ein Bewusstsein für deine Fähigkeiten und Selbstvertrauen zu entwickeln. Dabei solltest du eigene Strategien finden, die dir helfen, deine Fähigkeiten, Kenntnisse und routinierte Aktivitäten zu reflektieren und weiter zu entwickeln. Ein kompetenzorientierter Blick kann dich dabei unterstützen. Denn wenn du deine eigenen Kompetenzen reflektieren und konkret benennen kannst, kannst du leichter Entscheidungen für persönliche und berufliche Schritte ableiten. In diesem Kapitel kannst du dir einen ersten Überblick über das Thema Kompetenzen verschaffen. Schau dir dafür zunächst das Video an.
Analoge und digitale Handlungskompetenz
Handlungskompetenz heißt, theoretische oder praktische Aufgaben reflektiert zu gestalten und vorhandene Strategien zu erweitern. Hierfür ist nötig zu erkennen, welche Kompetenzen relevant sind, um Aufgaben zu bearbeiten. Die damit verbundene Transferleistung bezieht sich sowohl auf analoge als auch auf digitale Kontexte. Digitale Kontexte können zum Beispiel Folgendes sein: sicherer Umgang mit Softare und der digitalen Kommunikation, Interaktion mit KI, Kenntnisse des digitalen Datenschutzes.
Ausgehend vom Ansatz des lebenslangen Lernens entwickelt sich die Handlungskompetenz stetig weiter. Als reflexiver Prozess verstanden findet sie sowohl in fachlichen Kontexten (Studieninhalte, Fachkompetenzen) als auch in persönlichen Kontexten (persönliche Erfahrungen und Qualifikationen, Fort- und Weiterbildungen) theoretisch und praktisch statt. Grundlegend dafür ist ein individuell ausgelöster Lernprozess, der durch neu entstehende Strategien und durch reflexive Praxis der gesammelten Erfahrungen beeinflusst wird. Im Folgenden zeigen wir auf, was die einzelnen Kompetenzen in der obigen Grafik genau bedeuten.
Tipp: Nimm dir Zeit, dich beim Lesen zunächst auf einzelne Kompetenzen zu fokussieren. Überlege dir dann beispielhaft, in welcher Situation diese Kompetenz deutlich wird. Die Beispiele können dabei aus deinem eigenen Leben stammen, in deinem Umfeld beobachtbar sein oder sich auch auf fiktionale Charaktere beziehen – was auch immer dich beim weiteren Verständnis unterstützt. Sobald du eigene Reflexionen verfasst oder anderen Feedback gibst, kannst du die Kompetenzliste dazu nutzen, wichtige Kenntnisse, Fähigkeiten und routinierte Aktivitäten treffend zu beschreiben.
Selbstkompetenz
Selbstkompetenz wird allgemein verstanden als „Lern- und Entwicklungsprozesse eines Subjektes über sich und im Umgang mit sich selbst“ (Haack 2018, S. 11) und somit als personale und individuelle Schlüsselkompetenz.
Die deutsche Kultusministerkonferenz (KMK 2011, S. 14) beschreibt Selbstkompetenz als „Bereitschaft und Fähigkeit, als individuelle Persönlichkeit die Entwicklungschancen, Anforderungen und Einschränkungen in Familie, Beruf und öffentlichem Leben zu klären, zu durchdenken und zu beurteilen, eigene Begabungen zu entfalten sowie Lebenspläne zu fassen und fortzuentwickeln. Sie umfasst Eigenschaften wie Selbstständigkeit, Kritikfähigkeit, Selbstvertrauen, Zuverlässigkeit, Verantwortungs- und Pflichtbewusstsein. Zu ihr gehören insbesondere auch die Entwicklung durchdachter Wertvorstellungen und die selbstbestimmte Bindung an Werte.“
In Anlehnung an Krämer und Müller-Naevecke (2014) lässt sich zusammenfassend Folgendes definieren: „Selbstkompetenz ist die Fähigkeit und Bereitschaft, selbstständig, verantwortlich und zielgerichtet zu handeln. Dazu gehört, eigenes und das Handeln anderer zu reflektieren und die eigene Handlungsfähigkeit situationsgemäß zu gestalten und weiterzuentwickeln.“
Zur Selbstkompetenz gehören folgende Teilkompetenzen:
Sozialkompetenz
Sozialkompetenz wird beschrieben als das Wissen, die Fähigkeiten und Einstellungen, die dazu beitragen, soziale Interaktionen situationsgerecht zu gestalten und reflektiert zu handeln. Sie bezieht sich auf den Umgang einer Person sowohl mit sich selbst als auch mit anderen.
Daraus erschließt sich, dass Sozialkompetenz ihrerseits aus einem Bündel weiterer Kompetenzen besteht. Die nachfolgende Aufzählung enthält die gängigsten zu dem Bereich zugehörigen Kompetenzen, ist aber nicht als abschließend zu betrachten.
Methodenkompetenz
Methodenkompetenzen sind die Kompetenzen, die dich dazu befähigen, Wissen zu reflektieren, zu kreieren und anzuwenden (Querschnittskompetenz).
Fachkompetenz, Sozialkompetenz und Selbstkompetenz schließen Methodenkompetenz jeweils mit ein (KMK 2017).
Methodenkompetenzen setzten sich aus verschiedenen Fähigkeiten und Fertigkeiten zusammen:
Medienkompetenz ist die „Fähigkeit, verschiedene Medien in einem kritischen und reflektierten Umgang bezogen auf die eigenen Ziele nutzen zu können. Medienkompetenz muss sich dabei immer an voranschreitenden Entwicklungen und neuen Möglichkeiten der Mediennutzung orientieren“ (Krämer & Müller-Naevecke 2014, S. 82). Des Weiteren bezeichnet die Medienkompetenz auch die Bereitschaft zur Reflexion über einen zielgerichteten Einsatz und eine verantwortungsbewusste Auswahl sowie Gestaltung der Medien (Schwarzkopf und Hechenleitner 2006). Für dich ist es im Umgang mit Medien ein Bestandteil der Kompetenz:
- analoge und digitale Medien verantwortungsbewusst zu nutzen,
- zu gestalten und
- kritisch zu hinterfragen (Inhalt, Technik, Nutzung).
Präsentationskompetenz (Kreativität) ist die „Fähigkeit, Inhalte kontext-, situations- und zielgruppenadäquat aufbereiten und darstellen zu können. Hier sind sowohl sprachliche Fähigkeiten und Fertigkeiten als auch die Kenntnisse bestimmter Techniken notwendig“ (vgl. Medienkompetenz) (Krämer & Müller-Naevecke 2014, S. 78). Darüber hinaus wird ein eigenständiger, kreativer Prozess angeregt. Für dich ist Bestandteil dieser Kompetenz:
- Themen strukturiert und kreativ darzustellen,
- angemessen zu formulieren,
- analoge und digitale Medien einzusetzen und
- souverän zu visualisieren.
Problemlösekompetenz ist die „Fähigkeit, gezielt Probleme zu erkennen, zu analysieren und Lösungen zu initiieren. Dabei sind hier nicht Probleme innerhalb von sozialen Gruppen gemeint, sondern fachspezifische Probleme, die kritisch hinterfragt werden müssen“ (Krämer & Müller-Naevecke 2014, S. 76). Für dich ist Bestandteil dieser Kompetenz:
- Probleme zu erkennen,
- komplexe Situationen zu erfassen,
- Problemstellungen zu zergliedern,
- Lösungswege zu entwickeln,
- Lösungen durchzusetzen und
- Ergebnisse reflektierend zu bewerten.
Forschungsmethodenkompetenz (qualitative und quantitative Methoden) ist die Fähigkeit, Methodenkompetenzen zu vernetzen und empirische Forschung methodenorientiert durchzuführen.
Konkret bedeutet dies, in einer definierten analogen oder digitalen Gegebenheit (Situation) relevante Fragestellungen zu formulieren, angemessene Methoden auszuwählen, diese anzuwenden und schließlich die Ergebnisse zu interpretieren.
Die Kompetenz bezieht sich auf qualitative Forschungsmethoden (z.B. Interviews, Beobachtungsstudien und Fallstudien), quantitative Forschungsmethoden (z.B. Untersuchungsdesign, Erhebungen, Umfrageforschung Befragungsinstrumente, Stichprobengröße, etc.), allgemeine statistische Methoden (z.B. Analysetechniken, Interpretation) sowie digitale Methoden. Qualitative Forschung ist interpretativ und subjektiv. Es geht nicht um Fakten und Zahlen, sondern um die Fragen nach dem Warum und dem Wie. Quantitative Forschung ist objektiv und auf Fakten ausgerichtet. Für dich ist daher Bestandteil dieser Kompetenz:
- Kenntnisse der Anforderungen und Standards für die Erhebung der Daten
- Sicherer und kritischer Umgang mit Datengewinnung, -auswertung und -analyse
- Ab- und Herleitung valider Aussagen aus den Ergebnissen
- Für andere nachvollziehbare Darstellung
Literale Kompetenz bezieht sich nach Krämer & Müller-Naevecke (2014) auf alle Aspekte der Textarbeit:
- Das Lesen, Verstehen und Zusammenfassen fachsprachlicher Texte;
- Die Fähigkeit, Informationen aus verschiedenen analogen und digitalen Quellen und Daten zu recherchieren, zu verstehen, zu bewerten und wiederzugeben;
- Ergebnisse der wissenschaftlichen Tätigkeit in schriftlicher oder mündlicher Form aufbereiten und wieder in den wissenschaftlichen Diskurs einbringen;
- Sich in angemessener Weise an der fachlichen Kommunikation zu beteiligen;
- Kenntnisse der Verfahren und Grundsätze des wissenschaftlichen Arbeitens in der Disziplin und deren Anwendung.
Mathematische Kompetenz ist die Fähigkeit, statistische und demografische Daten (digital) zu erfassen, auszuwerten, zu analysieren und in den gesundheitswissenschaftlichen Kontext zu setzen. Dies umfasst Wissen über:
- Deskriptive Statistik („beschreiben“: Häufigkeiten, Verteilungen, Messniveaus, Lage-und Streumasse, (vergleichende) Maßzahlen, Daten, Variablen und Skalenniveaus, Univariate Verteilung, Mittelwert, Standardabweichung)
- Schließende Statistik/Inferenzstatistik („schlussfolgernd“: T-Test, Chi2-Test)
- Routinedaten
Fachkompetenz
Die hier aufgeführten Kompetenzen sind auf den Studiengang B.Sc. Health Communication an der Universität Bielefeld zugeschnitten und daher keinesfalls als vollständig zu betrachten. Diese Kompetenzen können so eine erste Impression geben, wie Fachkompetenzen aussehen können.
Du kannst Grundzüge nationaler und internationaler Gesundheitssysteme, deren zentrale Institutionen und Akteur*innen, sowie Grundmerkmale ihrer Steuerung benennen und deren Theorien anwenden. Darüber hinaus verfügst du über ein kritisches Verständnis der wichtigsten Theorien, Prinzipien und Denk- und Handlungsmuster in Bezug auf Gesundheit und Krankheit. Bestandteile gesundheitswissenschaftlicher Kenntnisse sind unter anderem Kenntnisse über:
- Gesundheitskommunikation
- Gesundheitssysteme, Gesundheitspolitik und Gesundheitssoziologie
- Bevölkerungsmedizin und biomedizinische Grundlagen
- Epidemiologie & International Public Health
- Prävention und Gesundheitsförderung
- Gesundheitsökonomie und Gesundheitsmanagement
- Versorgungsforschung und Pflegewissenschaft
- Umwelt und Gesundheit
- Demografie und Gesundheit
- Rehabilitative Versorgungsforschung
- E-Health und Telemedizin
Du kennst die fachüblichen Programme und Software, kannst diese in ihren Grundfunktionen reflektiert (Datenschutz, Lizenzen, usw.) nutzen und bist in der Lage, dich in verwandte Programme einzuarbeiten. Der grundlegende Umgang mit Computersystemen wird vorausgesetzt. Fachübliche Programme sind:
- Office oder Open Office Paket (Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Präsentation)
- SPSS, SAS, MAXQDA, Programme für Onlinebefragungen, Literaturverwaltungsprogramme wie Citavi oder Endnote
- Content Management Systeme (z.B. TYPO3; Umgang mit Front End & Back End, Seiten verwalten, Inhalte anlegen, Dateiverwaltung, Einbinden von Medien, Erstellen von Dateilinks, Erstellen einer Sitemap, Akronym Manager, Änderungsverlauf, E-Mail-Formular, Anlegen von News, Änderung des Seitentitels, Änderungen des Templates, etc.)
Übungen
Übung 1
Lade dir die Verb- und Adjektivliste herunter. Markiere welche Handlungen und Eigenschaften auf dich zutreffen. Versuche diese dann auf dem Kompetenzarbeitsblatt zu Kompetenzen umzuformulieren.
Übung 2
Welche Kompetenzen werden im Studium erwoben? Welche routinierte Aktivitäten, die du durchführst, fördern den Kompetenzerwerb? Mache eine Liste zu den verschiedenen Bereichen deines Studiums und schaue dir dann die Lösungen an.
Übung 3
Diese kurze Übung zeigt dir, wie gut du schon mit den verschiedenen Kompetenzen dieses Kapitels vertraut bist. Lade die nachfolgende Datei herunter und überlege, welche Kompetenz mit welcher Definition gemeint ist.